Einsatzbericht von Frau Dr. Roberta W-F. - Bangladesch Februar 2019

Erfahrungen einer Ärztin mit der ophthalmologische Arbeit des Hilfsprojekt „Brücke Balingen Bangladesh“ im Einsatzgebiet Huzurikanda.

Einsatzbericht von Frau Dr. Roberta W-F. - Bangladesch Februar 2019

Mit Videos, Projektprogrammen und  Berichten von Rückkehrern, die im ländlichen Norden von Bangladesch bei der "Brücke Balingen Bangladesh E.V." Partnerorganisation MATI Einsätze erbracht haben, informiert Sie der Verein "Brücke Balingen Bangladesh" nun in dieser neuen Reihe über die Entwicklung und Arbeit im Medizinischen Kompetenzzentrum Huzurikanda.

Mit diesem Erfahrungsbericht zeigt Ihnen "Brücke Balingen Bangaldesh E.V."einen sehr persönlichen Einblick über den Einsatz von Frau Dr. Roberta W-F. im Februar 2019 den sie hiermit mit Ihnen teilen möchte. 

Bild 1.jpg (154 KB)BANGLADESH FEBRUAR 2019

Bericht von : Dr. Roberta W-F. 

Über viele Ecken bin ich über die ophthalmologische Arbeit Ihres Hilfsprojektes „Brücke Balingen Bangladesh“ aufmerksam geworden. In Bangladesch, eines der ärmsten Länder der Welt bieten sie Hilfe zur Selbsthilfe an: durch die Ausbildung ophthalmologisch-spezialisierte „Paramedics“ werden langfristige qualifizierte Arbeitsmöglichkeiten in den ärmeren Gegenden von Bangladesch geschaffen. Und Ihr Verein wiederum trägt zur Behandlung und Prävention von Blindheit in der Region bei. Die ophthalmologischen Paramedics sollen in der Lage sein, klare Augen-Krankheitsbilder zu erkennen und entsprechend
1. entweder selber behandeln (z.B. mit antibiotischen Augentropfen) oder 2. die Patienten an ein größeres Augenzentrum weiterzuleiten (z.B. bei Katarakt/Glaukom).

Ich bin eine erfahrene Kataraktchirurgin, die bereits viele Auslands-Einsätze hat. Dieses mal wollte ich ausdrücklich nicht operieren und habe mich auf die angebotene Ausbildungs-Möglichkeit gefreut. Die verschiedenen Kooperationspartner des Brücke Balingen Bangladesch Vereines fand ich am Anfang etwas verwirrend: MATI in Bangladesch und die SES (Senior Experten Services) hier in Deutschland. Vor Ort in Bangladesch wird das Projekt durch die NGO MATI tatkräftig unterstützt. Mati arbeitet seit 1997 vielseitig an der Armutsbekämpfung in Norden von Bangladesch (siehe www.mati-net.de). Die SES in Bonn haben u.a. die Flüge, Auslands-Krankenversicherungen sowie die Organisation im Falle eines Notfalls jeglicher Art übernommen (siehe www.ses-bonn.de .

Aufgeregt auf ein neues Land und einen Ort, den ich nicht einmal auf Google Earth gefunden habe (Huzurikanda), habe ich mich Ende Januar 2019 auf die Reise gemacht. Bangladesch, bis 1971 Ost-Pakistan, wird größtenteils, bis auf die Küste und eine kurze gemeinsame Grenze mit Myanmar, von Indien umkreist. Es ist eins die bevölkerungsreichsten Länder: halb so groß wie Deutschland, aber eine doppelt so hohe Bevölkerungszahl!

Bild 2.jpg (21 KB)  Bild 3.jpg (29 KB)

 

  

Das Augenzentrum in Huzurikanda (HZ): hat zwei ophthalmologische Mitarbeiter: ein Paramedic für die Betreuung der Katarakt-Patienten und eine Paramedic, die eher für die Refraktion und Brillenverordnung zuständig. Derzeit werden einige weitere Mitarbeiter für Brillenherstellung durch eine deutsche Optikerin ausgebildet.

Es gibt zwei Untersuchungszimmer mit :

  • Gläserkasten, Kreuzzylinder, Gläser-Probiergestell
  • Instrumente und Roh-Gläser mit der Möglichkeit, einfache Brillengläser zu schleifen
  • eine Handspaltlampe
    • damit sind einfache Untersuchungen der Hornhaut und Vorderkammer möglich, auch bei Stromausfall
    • leider wird das Gerät nicht regelmäßig eingesetzt.
  • ein direktes Ophthalmoskop
  • ein Operationsmikroskop
  • eine Liege
  • eine Taschenlampe, damit werden alle Augen-Untersuchungen durchgeführt
  • diverse Klein-Instrumente

Bild 4.jpg (74 KB)                               Bild 5.jpg (75 KB) 

Sadia übt Kreuzzylinder beim Skiaskopieren                      und der Handspaltlampe

 

Die Auslastung des Augenzentrums schwankte sehr: an manchen Tagen waren es nur 2 Patienten, ein anderes mal 11-12 Patienten. Die Patienten haben meist einen weiten Weg in die Klinik. Es gab viele Fälle zur Refraktionsbestimmung, einige Katarakte, Pterygien und sehr häufig Augen-Brennen und -Juckreiz. Ab und zu eine schwere Infektion/Ulkus oder ein fortgeschrittenes Glaukom. Es wurden mehrfach Augen-Camps zusammen mit Allgemein-Paramedics in den umliegenden Dörfern abgehalten. Da war der Zuspruch deutlich größer.

Bild 6.jpg (86 KB) Bild 7.jpg (86 KB) Bild 8.jpg (89 KB)
Fall Diskussion                                      Unterwegs zu den Dörfern                   Im Dorf


Ich habe versucht:
1. die beiden Paramedics mit den vorhandenen Geräten vertraut zu machen, um weitere Diagnostik zu ermöglichen
2. einen strukturierten Ablauf aufzubauen: Anamnese, Befunde, Diagnose, Behandlung
3. Umsetzung kleinerer augenärztlicher Weiterbildungen in allgemeiner Augenheilkunde anhand des Patientengutes

Was ich ansonsten noch umsetzen konnte : 

  • Ich habe zwei Vorträge über Augenheilkunde gehalten, eine Version für die beiden Augen-Paramedics und eine vereinfachte Version für 8 Public Health Care Workers im Rahmen des 5-tägigen Workshop eines deutschen Allgemeinarztes.

Bild 9.jpg (77 KB) 

  • Eine Mini-OP vorgeführt: Instrumenten-Aufbereitung, das handhaben steriler Handschuhe, die OP (eigentlich nur 2 Stiche!), Salbe und Verband

Bild 10.jpg (116 KB)

 

  • Besuch in MATI Day Care Centers : Screening von Kindern und Erzieherinnen (und dem gelegentlichen Rickshaw-Fahrer!)

Bild 11.jpg (137 KB)


 

  • Besuch des nächstliegenden Primary Eye Center in Nakla. 
  • Besuch und Gespräch in BNSB Augen-Krankenhaus in Mymensingh über die vorhandene und etwaige zukünftige Konzepte in der  Zusammenarbeit mit Mati.

Am Ende meiner Zeit habe ich an einer Reise mit Mati Mitarbeiter/innen im Süden von Bangladesch teilnehmen dürfen – das war ein Erlebnis!  Aber das ist eine andere Geschichte!

 

Inzwischen sind die Patientenströme gewachsen und neue Untersuchungsräume sind gebaut worden. Gebraucht werden in Huzurikanda augenärztliche Kollegen/Kolleginnen, die Spaß an die Unterstützung der kleinen Klinik haben. Es wird ein Erlebnis sein!