Die Brücke Balingen-Bangladesch erhält Auszeichnung für ihr Engagement in Huzurikanda

Entwicklungspolitische Sprecherin der Fraktion Grüne im Landtag, Andrea Schwarz MdL übergibt Auszeichnung .

Der Förderverein Brücke Balingen Bangladesch e.V.  engagiert sich seit November 2011 für nachhaltige Entwicklung in Bangladesch. Das Projekt „Größere Ernährungssicherheit durch kleinbäuerliche ökologische Landwirtschaft“  erfuhr dieses Jahr eine Förderung in Höhe von € 18.000  durch das Förderprogramm „bwirkt!“ der Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg (SEZ). Auf der Messe Fair Handeln in Stuttgart (25.04. – 28.04.) wird dem Förderverein Brücke Balingen-Bangladesch e.V. am Samstag 27. April um 15:30 Uhr aus den Händen der entwicklungspolitischen Sprecherin der Fraktion Grüne im Landtag, Andrea Schwarz MdL eine Auszeichnung verliehen.

 

Seit 9 Jahren ist der Verein aktiv und hat in enger Zusammenarbeit mit seiner jetzigen Partnerorganisation MATI  in Mymensingh/Bangladesch erste positive Veränderungen auf dem Gebiet der Augenheilkunde, Bildung und Ausbildung sowie Ernährungssicherung der armen und ultraarmen Bevölkerungsschicht um Huzurikanda  bewirkt. Diese Form der Kooperation ist ein Beispiel für gelebte Partnerschaft zwischen Baden-Württemberg und Ländern des globalen Südens.

Die Menschen in den Char-Gebieten (Schwemmland des Brahmaputra) gehören zu den Ärmsten in Bangladesch. Die Char-Siedler siedeln meist auf „shifting islands“ im Flussbett Dieses Schwemmland steht Jahr für Jahr in der Regenzeit teilweise oder ganz unter Wasser. Während der Regenzeit sind die Inseln vom Festland so gut wie abgeschnitten, man kommt nur noch per Boot ans Festland.

Dennoch ist dieser prekäre Ort die einzige Möglichkeit für die sonst Landlosen sich anzusiedeln. Die Armutsrate ist dementsprechend hoch, 90% der Menschen sind als extrem arm anzusehen. Fehlende Infrastruktur auf den Inseln, fehlende befestigte Straßen, kaum Schulen, kein Arzt und keine Klinik verschärfen das Problem.

Der Haupterwerbszweig ist  Landwirtschaft. In der Trockenzeit wird für den Eigenkonsum im Flussbett des Brahmaputras  Jute, Erdnüsse, einige Gemüsesorten und hauptsächlich Reis angebaut - so lange die steigenden Wasserpegel es erlauben. Die von der Regierung festgelegten Abnahmepreise für Reis liegen unter dem Produktionspreis. So können die Kleinbauern durch Verkauf keinen Gewinn erzielen. Für den Eigenbedarf fehlen Lagermöglichkeiten. Dies zwingt die Bauern einen Teil ihrer Ernte dennoch zu verkaufen.

Für den Gemüseanbau fehlt das Eigenkapital für die Erstinvestition . Die Familieneinkommen liegen bei ca. 1,50 € am Tag.

In der  Monsunzeit (Juni –September) ruhen viele landwirtschaftliche Aktivitäten. D.h. die Familien haben  meist  kein nennenswertes Einkommen, da es kaum Arbeitsmöglichkeiten für Tagelöhner gibt. Dies  führt zu einer Landflucht in die sowieso schon mit Habenichtsen überfüllten städtischen Zentren.

Die geringen Einkommen der Char-Familien haben eine sehr schlechte Ernährungslage zur Folge.  Die 1 – 2 Mahlzeiten am Tag bestehen zum Großteil aus weißem Reis mit Salz und Chili. Gemüse und der Protein-reiche Dal (Linsen) sind  zu teuer. Eine  desaströse Gesundheitslage ist die Folge. Die von Mangelernährung gezeichnete Bevölkerung hat keinerlei Widerstandskräfte. Vitaminmangelerscheinungen und chronische Schwäche durch Eisenmangel, sind die Grundprobleme, die bei jedem Patienten langfristig behandelt werden müssten. Dies kann nur durch eine Verbesserung in der Ernährung erreicht werden.

Neben medizinischer Versorgung und Bildungsangeboten für diese Bevölkerungsschicht bedarf es daher Maßnahmen zur Schaffung zusätzlicher Anbaumöglichkeiten durch Kombination traditioneller und einfacher innovativer Methoden im Rahmen der kleinbäuerlichen Landwirtschaft,

Ziele des Projektes:

Ernährungssicherung durch nachhaltige Erzeugung von Gemüse, Obst und Kräutern.

Die Familien sollen mit den projektmaßnahmen in die Lage versetzt werden, ganzjährig auf begrenzter Fläche gesunde und nachhaltige erzeugte Lebensmittel und Heilkräuter anzubauen. Die zur Verfügung stehende Anbaufläche ist begrenzt .Je nach standörtlichen Voraussetzungen werden deshalb alternative Anbaumethoden geprüft und weiterentwickelt: -Vertikale Bio-Systeme, - Gemeinschaftliche kleinflächige Anlagen wie Keyhole-Gardens ,biologische Düngung, Teichfischzucht, Kompostanlagen, Saatgutbank – oder solare Trocknungsanlagen für Konservierung

Die am Projekt teilnehmenden Familien sind nach einem Jahr in der Lage, ihr erlerntes Wissen unter Fortführung der Beratung von Mati selbständig anzuwenden, und teilweise ihr Wissen weiter zu geben an andere Dorfbewohner .Die teilnehmenden Familien, die bei Projektbeginn überwiegend 2 Mahlzeiten täglich einnahmen, sollen durch das Projekt in die Lage versetzt werden, 3 Mahlzeiten täglich zu sich nehmen.

Mittelfristig könnten sich durch Vermarktung der erzeugten Produkte einkommensschaffende Maßnahmen entwickeln

Die Brücke Balingen-Bangladesch freut sich über die finanzielle Unterstützung ihres Projektes aus Mitteln des Förderprogrammes „bwirkt!“ der Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg (SEZ) und über die öffentliche Anerkennung in Form der Auszeichnung. „bwirkt!“ bündelt die bislang getrennten Förderlinien für Projekte im In- und Ausland durch Mittel des Landes Baden-Württemberg. Es wurde für 2018 und 2019 mit jeweils einer Million Euro ausgestattet.