Augentransplantation: US-Gesundheitsministeriums startet ambitioniertes Forschungsprogramm

Die Advanced Research Projects Agency for Health (ARPA-H), eine Behörde des US-Gesundheitsministeriums, hat das Programm Transplantation of Human Eye Allografts (THEA) angekündigt, in dessen Rahmen komplette menschliche Augen transplantiert werden sollen, um Blinden und Sehbehinderten ihr Sehvermögen wiederzugeben.

ARPA-H
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Vor kurzem sorgte die weltweit erste vollständige Transplantation eines Auges für Aufsehen. Diese komplexe Operation war einem New Yorker Chirurgen Team im Rahmen einer Teilgesichtstransplantation gelungen. (Mehr dazu hier). Die transplantierte Netzhaut ist seit der Operation im Mai 2023 gut durchblutet, der eingesetzte Augapfel lebensfähig. Doch eine Sehfunktion ist beim transplantierten Auge bisher nicht vorhanden. Das Programm THEA soll jetzt dabei mithelfen, dies zu ändern. Denn allein 7 Millionen Amerikaner sind von Sehkraftverlust betroffen.

In den USA spenden jedes Jahr über 70 000 Menschen nach ihrem Tod ihre Augen. Derzeit wird allerdings fast ausschließlich die Hornhaut transplantiert. Infolgedessen haben Millionen von Menschen, die aufgrund von Erkrankungen der Netzhaut und des Sehnervs erblindet sind, keine Aussicht auf Besserung ihrer Situation. THEA will hier Abhilfe schaffen. Zukünftig soll das gesamte Spenderauge transplantiert und die Nerven, Muskeln und Blutgefäße wieder mit dem Gehirn verbunden werden, so dass das Auge als Sehorgan funktionieren kann.  

„Jüngste Entdeckungen in der Seh- und Neurowissenschaft könnten dazu beitragen, die Hürden bei der Verbindung des Sehnervs des Spenderauges an den Empfänger zu überwinden“, sagt Dr. Calvin Roberts, Leiter des THEA-Programms der ARPA-H. „Mit THEA wollen wir die Verbindung der Nerven an das Gehirn revolutionieren und diese Fortschritte in den Vereinigten Staaten und auf der ganzen Welt zugänglich machen.“

Dr. Roberts ist ein renommierter Augenchirurg, der sich auf Lasereingriffe und Hornhauttransplantationen spezialisiert hat. Er war zudem als Chief Medical Officer für Bausch + Lomb und mehr als 40 Jahre als klinischer Professor für Augenheilkunde am New Yorker Weill Cornell Medical Center tätig.

Zur Durchführung von Augentransplantationen und zur Heilung wird THEA neue mikrochirurgische Techniken in Verbindung mit genetischen und zellbasierten Therapien einsetzen, um die Nerven vom Auge zum Gehirn zu erhalten oder wieder wachsen zu lassen. Diese regenerativen Lösungen könnten dazu beitragen, degenerative Blindheit zu verhindern, und sind ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu einer erfolgreichen Transplantation eines kompletten Auges zur Wiederherstellung des Sehvermögens. ARPA-H setzt auf die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Industrie, um diese Entdeckungen mit einzigartigen Instrumenten zu beschleunigen, die bisher noch nicht in der Augenchirurgie eingesetzt wurden.

„Während die erste erfolgreiche Herztransplantation beim Menschen fast 60 Jahre zurückliegt, konnten wir bisher keine ähnlichen Ansätze zur Wiederherstellung der Sehkraft eines Menschen anwenden, und das macht dieses Problem für die ARPA so schwierig zu lösen“, sagte ARPA-H-Direktorin Renee Wegrzyn, Ph.D. „Mit THEA wollen wir die nächsten Durchbrüche in den Bereichen Transplantation, Konservierung und Neurowissenschaften entwickeln, um die Herausforderung zu meistern: Was wäre, wenn wir den Blinden ihr Sehvermögen wiedergeben könnten?"   

THEA beabsichtigt, die besten Therapien zu testen und zu bewerten, um geschädigte Nerven zu reparieren, entscheidende Strukturen im Auge, wie die Netzhaut und den Sehnerv, nach einer Schädigung lebensfähig zu erhalten und postoperative Entzündungen oder Abstoßungen zu verhindern. Im Rahmen einer bevorstehenden Ausschreibung für innovative Lösungen wird THEA um Vorschläge zu drei technischen Bereichen bitten:

  • Entnahme von Spenderaugen und Erhaltung der Gesundheit von Spenderaugen bis zur Transplantation
  • Reparatur und Regeneration von Sehnerven
  • chirurgische Verfahren, postoperative Pflege und Funktionsbewertung.