Klinikum Chemnitz: Erstmals Patientin mit intraokularem Melanom bestrahlt

In enger Zusammenarbeit der Kliniken für Augenheilkunde und für Radioonkologie wurde am Klinikum Chemnitz jetzt die erste Patientin mit einem Melanom im Augeninneren behandelt. Mit dem Cyberknife kam dabei eines der modernsten Geräte zur Hochpräzisionsbestrahlung zum Einsatz.

PD Dr. med. Gunther Klautke, Chefarzt der Klinik für Radioonkologie, und Prof. Dr. med. Vinodh Kakkassery, Chefarzt der Klinik für Augenheilkunde, neben dem CyberKnife. Bild: Klinikum Chemnitz
PD Dr. med. Gunther Klautke, Chefarzt der Klinik für Radioonkologie, und Prof. Dr. med. Vinodh Kakkassery, Chefarzt der Klinik für Augenheilkunde, neben dem CyberKnife. Bild: Klinikum Chemnitz

Bei einer vorbereitenden Operation in der Klinik für Augenheilkunde wurden zunächst kleine Markierungsclips von außen auf die Lederhaut des Auges genäht. Die Clips werden in der Regel an genau der Stelle angebracht, an der sich auf der Innenseite des Auges der Tumor befindet und markieren ihn. So kann der Strahlentherapeut später den kleinen bösartigen Tumor bei der Weiterbehandlung in der Radioonkologie mit dem CyberKnife deutlich besser erkennen und das Strahlenfeld dementsprechend ausrichten.

Das Cyberknife kann durch die angebrachten Marker mögliche Augenbewegungen nicht nur erkennen, sondern auch korrigieren. Da der Tumor im Submillimeterbereich genau erfasst wird, werden Netzhautstrukturen sowie der Sehnerv optimal geschont. So bleiben das Auge und seine Funktionen, soweit dies tumorbedingt möglich ist, erhalten. In der Regel wird eine Einzeit-Stereotaxie durchgeführt. Das heißt, dass die hochdosierte Bestrahlung bei einer einzigen Behandlungssitzung ambulant stattfindet. Während der Bestrahlung wird das Auge betäubt, damit der Tumor in derselben Position bleibt. Nachdem die Therapie abgeschlossen ist, bleiben die Markierungsplättchen am Auge, da sie die Patienten im Alltag nicht beeinträchtigen.

Von links: Die Medizinphysiker Michael Schöpe und Jacob Sahlmann, PD Dr. med. Gunther Klautke und Prof. Dr. med. Vinodh Kakkassery im Kontrollraum bei der Steuerung des Bestrahlungsgerätes. Bild: Klinikum Chemnitz

„Dank enormer medizinischer Fortschritte sind wir in der Lage, das Sehvermögen vieler Patienten mit Tumoren im Inneren des Auges zu erhalten. Früher bot bei einem intraokularen Tumor nur die operative Entfernung des kompletten Augapfels eine Chance auf vollständige Heilung“, sagt Prof. Dr. med. Vinodh Kakkassery, Chefarzt der Klinik für Augenheilkunde und ausgewiesener Experte im Bereich der Augentumoren. „Der häufigste primäre intraokulare Tumor in Deutschland ist das Aderhautmelanom mit jährlich rund fünf Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner. Menschen mit heller Iris- und Hautfarbe sind öfter betroffen. Das typische Erkrankungsalter liegt zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr, kann jedoch auch bei deutlich jüngeren Patienten entdeckt werden.“

3D-Ansicht der Einstrahlrichtungen aus dem Bestrahlungsplanungssystem des CyberKnifes. Bild: Klinikum Chemnitz

„Wir sehen hier den klinisch bedeutenden Nutzen, dass immer mehr onkologische Patienten und jetzt auch die ersten Patienten mit Augentumoren von unserer Hochpräzisionsstrahlentherapie mittels CyberKnife profitieren. Um die Tumorzellen im Auge sicher abzutöten, ist eine Äquivalent-Strahlendosis von mindestens 60 Gray nötig. Durch die Präzisionsbestrahlung werden die angrenzenden empfindlichen Netzhautzellen, welche schon ab einer Äquivalentdosis von 35 Gray irreversibel geschädigt werden können, optimal geschont“, sagt PD Dr. med. Gunther Klautke, Chefarzt der Klinik für Radioonkologie und stellvertretender Direktor des Onkologischen Centrums Chemnitz (OCC).

Das CyberKnife, von dem es nur acht Exemplare in ganz Deutschland gibt, besteht aus einem Linearbeschleuniger, also einem kompakten Bestrahlungsgerät, das an einem Roboterarm angebracht ist. Die Konstruktion ermöglicht eine Bestrahlung aus allen denkbaren Einstrahlrichtungen, ohne, dass sich ein gesundes Organ im Strahlengang befindet. Darüber hinaus ist es das weltweit einzige Therapiesystem, welches nicht nur die Atem-Beweglichkeit von Tumoren erkennt, sondern diese auch dank des Roboterarmes ausgleichen kann. Kombiniert mit einem Magnetresonanztomografie-Gerät, welches Bilddaten für die Bestrahlungsplanung liefert, bietet das CyberKnife die Möglichkeit, bewegliche Tumoren überall im Körper effektiv zu erkennen und zu behandeln.

Quelle: Klinikum Chemnitz

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