„Die DOC lebt von kollegialem Austausch auf Augenhöhe“ - Ein Interview mit DOC-Präsident Dr. Armin Scharrer

Die DOC gilt als einer der wichtigsten Kongresse für operierende Augenärzte. Pandemiebedingt findet sie dieses Jahr erstmals rein digital statt. DOC-Präsident Dr. Armin Scharrer über das Erfolgsrezept des Kongresses, die Herausforderungen einer virtuellen Veranstaltung und die Highlights des diesjährigen Programms.

©DOC/Dr. Armin Scharrer
©DOC/Dr. Armin Scharrer

Herr Dr. Scharrer, als einer der Initiatoren der DOC können Sie auf mehr als 30 Jahre Kongressgeschichte zurückblicken. Lassen Sie uns einmal über die Anfänge sprechen. Warum haben Sie die Veranstaltung damals initiiert? 

Ich saß mit einem sehr guten Freund, Thomas Neuhann, beim Abendessen. Wir hatten damals über Vieles gesprochen, u.a. auch, warum so viele engagierte und interessierte Augenchirurgen aus Deutschland zweimal im Jahr in die USA fliegen, um dort die ASCRS und die American Academy of Ophthalmology (AAO) zu besuchen. Diese beiden Kongresse waren und sind Vieles – unter anderem auch sehr praxis- und zielgruppenorientiert. So kam die Idee auf, ob man vielleicht so etwas in dieser Art auch in Deutschland versuchen könnte.
Der Anfang war bescheiden: Wir hatten eine Einladung auf einem DIN-A4-Blatt, auf dem auch das gesamte Programm Platz fand, und 80 Teilnehmer. Das Schöne war, dass dann alle Teilnehmer die Veranstaltung richtig gut fanden.

Seitdem hat sich die DOC zu einem der bedeutendsten Kongresse der Opthalmochirurgie entwickelt, an dem dieses Jahr Referenten aus Miami, Kyoto oder Nairobi teilnehmen. Was ist das Erfolgsrezept der DOC? 

Die DOC sollte eine Bühne sein, auf der alljährlich Innovationen vorgestellt werden und ein Forum, in dem die Goldstandards der Augenchirurgie kontinuierlich auf Wert und Nachhaltigkeit überprüft werden.
Ein großes Anliegen war, jede Meinung ernst zu nehmen, d.h. Pro und Contra der Diskussionen zu fördern und das Für und Wider verschiedener Standpunkte zu hinterfragen, d.h. ausdrücklich Widerspruch zuzulassen. Also zusammengefasst: Wir wollten einen praxis- und zielorientierten Kongress ins Leben rufen.

„Digitales Programm mit vielen erstklassigen OP- und Masterclass-Kursen“

Die DOC muss dieses Jahr erstmals als digitale Veranstaltung stattfinden. Was war dabei Ihre größte Herausforderung?

Den interaktiven Charakter nicht zu verlieren. Die DOC lebt schon immer von kollegialem Austausch auf Augenhöhe. Einerseits zwischen Kolleginnen und Kollegen, andererseits aber auch mit den Partnern der Industrie. Auch die aktive Beteiligungsmöglichkeit ist ein Merkmal der DOC und will passend in einen digitalen Rahmen transformiert und sinnvoll eingesetzt werden. 

Ein wichtiger Teil der DOC sind die Wet Labs. Wie setzten Sie solche praxisbezogenen Formate dieses Jahr um?

Wetlabs sind virtuell leider nicht möglich. Um einen gewissen Ausgleich zu schaffen, haben wir in unserem digitalen Programm viele erstklassige OP- und Masterclass-Kurse, die praxisbezogen operative Fertigkeiten fördern und vervollkommnen.

Wie interaktiv ist die digitale DOC? Können sich die Teilnehmer mit den Dozenten über die Inhalte der Kurse und Vorlesungen austauschen?

Ja, das wird möglich sein. Die gesonderte Referentenliste macht es sehr einfach, jederzeit mit dem Referenten in Kontakt zu treten und sich persönlich mit ihm auszutauschen. Entweder über die Chat-Funktion, den Video-Call oder die klassische E-Mail. Selbstverständlich können Fragen auch direkt während des Vortrags gestellt werden. Diese beantworten die Dozenten direkt nach ihren Vorträgen. 

„Umfangreiche Interaktion für Alle“

Bei Präsenzveranstaltungen ist das spontane Gespräch mit den Kolleginnen und Kollegen sehr wichtig. Besteht auch bei der diesjährigen DOC die Möglichkeit zum „informellen“ kollegialen Austausch?

Auch das ermöglichen wir. Die Plattform lässt umfangreiche Interaktion für alle Seiten zu. So ist es jedem möglich, Kolleginnen und Kollegen anzusprechen – entweder über die Chat-Funktion oder via Video-Call. 

Sind die Veranstaltungen ausschließlich live zu erleben oder werden sie auch aufgezeichnet, sodass man sie sich auch noch später anzuschauen kann?

Das Programm der Live-Channels sowie des Highlight-Channels wird während der Laufzeit aufgezeichnet und ist anschließend noch bis zu 6 Wochen nach der DOC als CME-zertifizierter Kurs on Demand verfügbar. Wir konservieren somit fast alle Inhalte und machen sie noch etwas länger verfügbar. Vorträge aus der Mediathek sind von Haus als on Demand-Beiträge – als eine Art eLearning Inhalt – konzipiert und verfügbar. 

Was zählt für Sie zu den besonderen Highlights des wissenschaftlichen Programms?

Die Highlights der DOC 2021 digital werden im Highlight-Channel gewürdigt.
Am Donnerstag, den 17.06.21 wird im Highlight-Channel die General-Session stattfinden mit Philip J. Rosenfeld (Miami), der die DOC-Lecture hält: „Lessons learned from Avastin and OCT – The Great, the Good, the Bad and the Ugly“.
Philip Rosenfeld ist derjenige, der das Avastin in die Behandlung der feuchten Makuladegeneration eingebracht, weiterentwickelt und verteidigt hat. Wir Augenärzte und Millionen von Patienten verdanken ihm unendlich viel.
Die DOC Innovators Lecture (Albrecht von Graefe-Vorlesung) hält diesmal Michael Forsting. Michael Forsting ist Direktor der Radiologie und Leiter der IT, die die Digitalisierung des Uni-Klinikums Essen vorantreibt. Er ist ein Wegbereiter der personalisierten Medizin, der Innovationsgeist, unternehmerisches Denken und ethisch-medizinische Haltung in vorbildlicher Weise verkörpert.
Lucio Buratto (Mailand) hält die Ridley Lecture der DOC. Lucio ist einer der europäischen Pioniere der Phakoemulsifikation und er hat die Kataraktchirurgie in den letzten drei Jahrzehnten entscheidend geprägt.
Die Richard P. Kratz-Lecture – in dankbarer Erinnerung an einen großartigen Menschen und einen außerordentlich generösen Lehrer – wird gehalten von Duy-Thoai Pham, Berlin, zu dem Thema „Meilensteine der modernen Kataraktchirurgie“.
Die Meyer-Schwickerath Lecture zum Thema „Altersabhängige Makuladegeneration: Neue Perspektiven in Diagnose und Therapie“ wird präsentiert von Frank G. Holz aus Bonn und eine DOC Lecture zum Thema „The Future of Treatments for AMD“ kommt von John M. Sullivan, Buffalo (New York).
Diese Ehrenvorlesungen zu hochinteressanten Themen mit exquisiten Referenten sind alle Highlights, auf die wir uns besonders freuen.

„Persönliche Begegnung zwischen Freunden ist durch nichts zu ersetzen“

Wie ist die Industrie dieses Jahr präsent?

Sehr erfreulich für uns alle ist die starke Präsenz der Industrie, mehr als 60 Industriefirmen nehmen an der DOC 2021 digital teil.
Die Industrie leistet einen sehr wichtigen Beitrag zu unserem Kongress, daher ist es uns immer ein besonderes Anliegen, die Industrie aktiv mit einzubinden. Die DOC lebt von Begegnungen.
Wir versuchen mit vielen Interaktionsmöglichkeiten, Gespräche – auch und besonders für die Partner der Industrie – herbeizuführen. Wir bieten virtuelle Meetingräume für Gespräche zwischen einem kleinen definierten Kreis von Personen an. Außerdem gibt es Kontaktfunktionen für Einzelgespräche zwischen Kollegen und den Spezialisten der jeweiligen Industriefirmen. Mit ihren digitalen Ausstellungsständen informieren die Aussteller über aktuelle Entwicklungen und Innovationen. Begleitet wird dies durch Industriesymposien, die zu unterschiedlichen Tageszeiten angeboten werden. Durch diese Kombination wird es uns gelingen, der Industrie eine geeignete Plattform und eine gute Sichtbarkeit zu verschaffen.

Zum Abschluss noch ein kurzer Blick in die Zukunft. Was wünschen Sie sich für die DOC 2022? 

Natürlich eine Präsenzveranstaltung. Ich glaube fest daran, dass dies möglich sein wird, vielleicht mit der ein oder anderen digitalen Ergänzung. In allererster Linie aber wünsche ich mir, dass wir alle, die wir die DOC seit vielen Jahren begleiten, gesund bleiben und uns dort, d.h. im Juni 2022 in Nürnberg persönlich treffen und uns mit einem fröhlichen Lächeln begrüßen können. Die persönliche Begegnung zwischen Freunden ist durch nichts zu ersetzen.