Durchbruch in der Behandlung der Endokrinen Orbitopathie?

Die Ergebnisse einer amerikanischen Phase-III-Studie zeigen, dass der monoklonale Antikörper Teprotumumab die Proptosis bei Patienten mit aktiver Endokriner Orbitopathie deutlich reduziert.

©Huy A Tran & Glenn EM Reeves
©Huy A Tran & Glenn EM Reeves

Die Autoimmunkrankheit Endokrine Orbitopathie (EO) tritt gemeinsam mit einer Schilddrüsenfehlfunktion, dem Morbus Basedow, auf und betrifft Frauen wesentlich häufiger als Männer. Typisch für die EO sind Proptosis, Lidretraktion und eine damit verbundene Erweiterung der Lidspalten. Auslöser dieser Krankheitszeichen sind entzündliche Reaktionen und strukturelle, größenmäßige Veränderungen des retrobulbären Fett- und Bindegewebes sowie der Augenmuskeln. Eine kausale Therapie ist bislang nicht bekannt. Doch eine im NEJM veröffentlichte Studie zeigt, dass der monoklonale Antikörper Teprotumumab, der den IFG-1-Rezeptor blockiert und damit die Produktion und Ablagerung von Glykosaminoglykanen in der Orbita vermindert, zumindest die Symptome der EO mindern kann.

An der 24-wöchigen Studie nahmen 83 Patienten mit mäßiger bis schwerer EO teil: 41 Patienten wurden der Teprotumumab- und 42 Patienten der Placebo-Gruppe zugeordnet. In Woche 24 war der Prozentsatz der Patienten mit einer Verringerung der Proptosis unter Teprotumumab signifikant höher als unter Placebo: 83% /34 Patienten zu 10% /4 Patienten. Die Vorwölbung ihrer Augäpfel hatte sich um mindestens 2 Millimeter reduziert. Dabei ging die Proptosis oft bereits nach Woche 5. zurück. Bei den Patienten mit den ausgeprägtesten Befunden bei Baseline war der Rückgang am deutlichsten.

Zudem verringerte sich die Diplopie in der Teprotumumab-Gruppe um 68 Prozent gegenüber 29 Prozent in der Placebo-Gruppe. Und die Gesamtpunktzahl im „Graves´ophthalmopathy-specific quality-of-life questionnaire“ (GO-QOL), dem Fragebogen zur EO-spezifischen Lebensqualität, verbesserte sich unter Teprotumumab um 13,79 Punkte, unter Placebo dagegen nur um 4,43 Punkte.

In Deutschland ist derzeit keine medikamentöse EO-Therapie zugelassen. In den USA ist Teprotumumab seit Januar 2020 zugelassen und erhielt den „Breakthrough Therapy“- und „Orphan-Drug“-Status.

Auf der Gemeinsamen Jahrestagung der SAE/DGAE 2021, die dieses Jahr als Online-Veranstaltung stattfindet, hält Prof. Anja Eckstein, Universitäts-Augenklinik Essen, am 18. Juni 2021 einen Vortrag zum Thema "Update Endokrine Orbitopathie".

Quellen: Ärztezeitung / NEJM