Australische Studie: Normaldruckglaukom könnte auf erhöhtes Demenzrisiko verweisen

Das British Journal of Ophthalmology veröffentlicht eine Studie, die zeigt, dass Patienten mit einem Normaldruckglaukom in einem kognitiven Screeningtest doppelt so häufig Zeichen einer beginnenden Demenz aufweisen wie Patienten mit einem Hochdruckglaukom.

©david matos / unsplash
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Wie beim Hochdruckglaukom ist auch beim Normaldruckglaukom die Ätiologie unklar. Einige Forscher führen die Erkrankung auf Liquorzirkulationsstörungen im Sehnerv zurück, andere auf Autoimmunprozesse, die zu einer Schädigung der Sehnervaxone führen. Zuletzt entdeckte man einen Zusammenhang zwischen dem Normaldruckglaukom und Mutationen in den Genen OPTN und TBK1. Diese Gene sind auch an der Entwicklung einer frontotemporalen Demenz beteiligt. Diese Entdeckung führte zu Diskussionen, ob Normaldruckglaukome eventuell auf neurodegenerative Störungen hinweisen. Primäre Offenwinkelglaukome und Demenz wurden bereits in einigen früheren Studien miteinander in Verbindung gebracht, aber nicht alle Studien haben diesen Zusammenhang bestätigt.

Für ihre im British Journal of Ophthalmology veröffentlichte Fall-Kontroll-Studie arbeitete das Team um Dr. Sean Mullany von der Flinders University im australischen Adelaide mit insgesamt 290 Patienten – 144 mit Normaldruckglaukom und 146 mit Hochdruckglaukom. Beide Gruppen waren so ähnlich wie möglich zusammengesetzt: Es gab keine Unterschiede in der Demographie oder den Augenparametern. Auch Risikofaktoren wie Schlaganfall, Rauchen, Diabetes oder Bluthochdruck waren gleich verteilt.

Die Patienten wurden einer Version des Montreal Cognitive Assessment (MoCA) Test unterzogen, die speziell für das kognitive Screening sehbehinderten Patienten entwickelt wurde und von daher telefonisch durchgeführt werden konnte. Das Ergebnis: 21 von 144 Patienten mit Normaldruckglaukom erreichten einen Score von weniger als 11 von 20 möglichen Punkten. Bei den Patienten mit Hochdruckglaukom waren es dagegen nur 8 von 146 Patienten. "Es zeigte sich“, so Dr. Sean Mullany zum Ergebnis seiner Studie, „dass kognitive Beeinträchtigungen bei Patienten mit Normaldruckglaukom mehr als doppelt so häufig auftraten wie bei denen mit Hochdruckglaukom." 

Da es sich bei dieser Studie um eine Beobachtungsstudie handelt, kann sie eine Kausalität nicht beweisen. Doch für Dr. Sean Mullany bestätigt seine Studie die Hypothese einer degenerativen Hirnerkrankung, die an der Entwicklung des Normaldruckglaukoms beteiligt sein könnte: "Unser Befund eines Zusammenhangs zwischen dieser Art von Glaukom und kognitiver Beeinträchtigung unterstützt eine wachsende Zahl von Hinweisen auf einen Zusammenhang zwischen Glaukom und Demenz."

Quellen:
Ärzteblatt
British Journal of Ophthalmology
Presseinformation BJO