SICHT.KONTAKTE 2025: Drei Tage voller Wissen, Inspiration und Innovation
Vom 10. bis 12. Oktober 2025 verwandelte sich die OsnabrückHalle in das Zentrum der deutschen Augenoptik und Optometrie. Deutschlands größter Fortbildungskongress für Augenoptiker und Optometristen, die SICHT.KONTAKTE, organisiert von der VDCO in enger Zusammenarbeit mit IVBS und ZVA, bot erneut ein einzigartiges Forum für Austausch, Weiterbildung und Zukunftsimpulse.
Mehr als 450 Fachleute kamen zusammen und nutzten die Gelegenheit, aktuelle Entwicklungen, wissenschaftliche Erkenntnisse und praktische Anwendungen in Optometrie, Kontaktlinsenanpassung und berufspolitischen Themen zu erleben und zu diskutieren. In zahlreichen Vorträgen und praxisnahen Workshops stand alles im Zeichen aktueller Herausforderungen und Chancen der Branche. Von Myopie Management über Anpassung und Troubleshooting von Orthokeratologielinsen, Sklerallinsen-Versorgung bis hin zu Abrechnungsfragen und Kostenvoranschlägen im Berufsalltag sowie zu vielen weiteren Themen gaben die Referentenwertvolle Tipps und Antworten für die tägliche Praxis. Ihre Vorträge, Diskussionen und Fallbeispiele machten den Kongress zu einem lebendigen Erlebnis. Sie haben Themen beleuchtet, Denkanstöße gegeben und den Austausch auf hohem Niveau geprägt – dafür sind wir ihnen sehr dankbar!
Begleitet wurde das Kongressprogramm von einer zweitägigen umfassenden, abwechslungsreichenIndustrieausstellung mit 29 Unternehmen. Sie präsentierten ihre Innovationen, gaben neue Impulse, haben Perspektiven eröffnet und standen den Teilnehmenden für einen persönlichen Austausch zur Seite. Erstmals in diesem Jahr trat Bausch & Lomb als Hauptpartner der VDCO auf und präsentierte sich eindrucksvoll auf der SICHT.KONTAKTE.
Ein besonderes Highlight: die VDCO-Preisverleihungen
Im Rahmen der SICHT.KONTAKTE2025 vergab die VDCO zum 29. Mal den renommierten Peter-Abel-Preis. Die Auszeichnung ist mit 2.000 Euro dotiert und würdigt herausragende wissenschaftliche Arbeiten, die zur Erlangung des Doktorgrades/Ph.D. geführt haben und einen innovativen Beitrag in den Bereichen Optometrie, Kontaktlinsenoptik oder Physiologie des Auges leisten. In diesem Jahr ging der Preis an Nickolai Godtfred Nilsen für seine Dissertation mit dem Titel „Circannual and Circadian Rhythms: Implications for Physiological Ocular Growth“.
Nilsen widmete sich in seiner Arbeit einem hochaktuellen Thema: den biologischen und umweltbedingten Einflüssen auf das physiologische okulare Wachstum und deren Bedeutung für die Entstehung von Refraktionsfehlern – ins-besondere Myopie. Seine Studien zeigen, dass sich okulare Wachstumsprozesse unter dem Einfluss circannualer (jahreszeitlicher) und circadianer (täglicher) Rhythmen verändern. So konnte er unter anderem saisonale Schwankungen der axialen Länge bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen dokumentieren und Zusammenhänge zwischen Tageslichtverfügbarkeit, okularem Rhythmus und Myopieentwicklung aufzeigen. Die Ergebnisse liefern nicht nur wertvolle Erkenntnisse über die Wechselwirkung von biologischen Rhythmen und Umweltfaktoren beim Auge, sondern auch wichtige Ansätze für zukünftige Strategien im Bereich der Myopiekontrolle. Damit trägt Nilsens Arbeit zu einer personenzentrierten Weiterentwicklung optometrischer Versorgungskonzepte bei.
Mit der Verleihung an Nickolai Godtfred Nilsen würdigt die VDCO eine Arbeit, die beispielhaft zeigt, wie wissenschaftliche Innovation zu einem besseren Verständnis grundlegender okulärer Prozesse beiträgt und damit den Weg für neue Perspektiven in der optometrischen Praxis wie auch in der internationalen Myopieforschung aufzeigt.
Der Preis wurde am Freitag feierlich von Stephan Hirschfeld, 1.Vorsitzender der VDCO, übergeben.
Seit 1989 ehrt der Gunter-Schamberger-Preis herausragende wissenschaftliche Arbeiten von Studierenden im Bereich Kontaktlinsenoptik und Optometrie. In diesem Jahr wurde der Preis, der von Alcon Pharma gesponsert und mit 1.000 Euro dotiert ist, an Sarah Lea Nielsen verliehen. Sie überzeugte die Jury mit ihrer retrospektiven Studie „Einflussnahme des Tragens von Orthokeratologielinsen auf objektive Tränenfilmparameter“. Ziel der Arbeit war es, über einen Zeitraum von sechs Monaten zu prüfen, ob das Tragen von Orthokeratologielinsen zu messbaren Veränderungen am Tränenfilm führt. Analysiert wurden dabei die nicht-invasive Tränenfilmaufrisszeit (NIKBUT), die nicht-invasive Tränenmeniskushöhe (NIKTMH) sowie der bulbäre Rötungsgrad. Die Studie umfasste 33 erwachsene Probandinnen und Probanden mit leichter bis mittlerer Myopie, von denen 28 den gesamten Beobachtungszeitraum absolvierten. Die Ergebnisse zeigen, dass Orthokeratologielinsen lediglich einen geringen Einfluss auf die Stabilität des Tränenfilms haben. Die NIKBUT nahm zwar im Studienverlauf ab, erreichte jedoch keine klinisch relevanten Veränderungen. Weder für die Tränenmeniskushöhe noch für den Rötungsgrad konnten signifikante Einflüsse oder klinisch relevante Unterschiede festgestellt werden.
Damit liefert die Arbeit wichtige Beiträge zur klinischen Bewertung der Orthokeratologie und zu deren sicherer Anwendung in der augenoptischen Praxis. Besonders hervorgehoben wurde die methodische Genauigkeit sowie die Relevanz der Fragestellung für den klinischen Alltag. Der Preis wurde am Samstag feierlich von Reya Kons und Björn Eric Siewert, Alcon Pharma, übergeben.
Die VDCO und der Sponsor Alcon gratulieren sehr herzlich und würdigen mit der Auszeichnung die wissenschaftliche Leistung, die das Verständnis der Verträglichkeit von Orthokeratologielinsen nachhaltig vertieft.
In der Kategorie bestes Poster: „Best Practice and Innovation Optometrie“ wurde der Ralf-Bachmann-Preis an Catharina Schuh für ihre herausragende Arbeit verliehen. Das prämierte Poster mit dem Titel „Regionale Marktrecherche zur Diagnostik und Behandlung des trockenen Auges aus der Kundenperspektive“ untersuchte die regionale Verfügbarkeit von Diagnostik und Behandlungsmöglichkeiten für das trockene Auge und beleuchtete, wie transparent entsprechende optometrische Dienstleistungen für Kundinnen und Kunden tatsächlich sind.
Für die Studie wurden insgesamt 302 Augenoptikerbetriebe im Großraum Erlangen durch online Recherche analysiert. Die Recherche konzentrierte sich darauf, ob und wie die Betriebe diagnostische und therapeutische Angebote rund um das trockene Auge auf ihren Internetseiten kommunizieren, sowie auf die Erhebung von Aufwand und Kosten der Dienstleistung. Die Ergebnisse zeigen, dass lediglich 53 Unternehmen auf ihren Webseiten relevante Stichworte aufführen, während ein Großteil keine diesbezüglichen Informationen bereitstellt. Mittels gezielter E-Mail-Befragung und ergänzender Telefoninterviews wurde der konkrete Angebotsumfang weiter überprüft: Von den 22 kontaktierten Betrieben bestätigen 19 die Durchführung entsprechender Diagnostik und Behandlung, während drei dahingehend keine Leistungen anbieten.
Erhebliche Unterschiede wurden auch bei den Kosten deutlich – der Mittelwert für die Dienstleistung beträgt 42,47 Euro, wobei die Preisspanne von 0 bis 95 Euro reicht. Für die Diagnostik kommen meist multifunktionelle Topographen und Spaltlampen oder beide Geräte kombiniert zum Einsatz. Die Untersuchung zeigt, dass Betroffene oft nur mit größerem Rechercheaufwand einen entsprechenden Anbieter finden und Angebote auf vielen Internetseiten nicht eindeutig kommuniziert werden. Das Poster von Catharina Schuh hebt besonders die Notwendigkeit digital sichtbarer Angebote und einer transparenten Kommunikation hervor, um die Versorgungssituation für Patienten mit trockenen Augen in Deutschland zu verbessern. Die Jury würdigte damit einen praxisnahen Impuls für die Weiterentwicklung des optometrischen Berufsstandes, der direkt aus der Perspektive des Patienten neue Wege für nachhaltige Qualitätssteigerung aufzeigt.
Der Preis wurde von Ralf Bachmann mit 500 Euro dotiert und am Samstag feierlich von Florian Ambros und Esther Adam-Pennewitz, beide vom Vorstand der VDCO, übergeben.
In der Kategorie bestes Poster: „Best Practice and Innovation Kontaktoptik“ wurde der Rolf- Weinschenk-Preis verliehen. Die Teilnehmenden des Kongresses wählten unter den sieben eingereichten Postern das von Tom Luis Platten von der Hochschule München zum besten Beitrag. Seine Arbeit beeindruckte durch hohe wissenschaftliche Präzision, klinische Relevanz und unmittelbaren Praxisbezug im Bereich der Kontaktlinsenanpassung. Das ausgezeichnete Poster trägt den Titel „Einfluss von Sklerallinsen auf die Dicke der zentralen Cornea und des Limbus“ und widmet sich der Frage, wie sich mehrtägiges Tragen moderner Mini- Sklerallinsen auf die Hornhautstruktur gesunder Trägerinnen und Träger auswirkt. Trotz der zunehmenden klinischen Verbreitung dieser Linsentypen lagen bislang kaum systematische Daten zu strukturellen Veränderungen während längerer Tragephasen vor.
In einer siebentägigen Untersuchung mit Hilfe hochauflösender Swept-Source-OCT-Bildgebung (Anterion, Heidelberg Engineering) konnte Tom Luis Platten erstmals reproduzierbare Veränderungen der zentralen Hornhautdicke, der epithelialen Schicht und der limbusnahen Geweberegionen nachweisen. Die Ergebnisse zeigen eine signifikante Verdickung der zentralen Hornhaut um durchschnittlich 11,7 Mikrometer und ein typisches Muster stromaler Ödeme, das auf eine begrenzte Sauerstoffversorgung hinweist. Besonders markant waren die Befunde im Limusbereich: Während sich im inferioren Quadranten eine deutliche Verdickung bis zu 50 Mikrometer zeigte, kam es superior zu einer signifikanten Ausdünnung von etwa 57 Mikrometern. Diese gegenläufigen Effekte deuten auf das Zusammenspiel mechanischer Druckeinflüsse durch die Linsenauflage und hypoxische Prozesse hin. Die epitheliale Dicke blieb dagegen stabil, und auch die zentrale Auflage der Linse („clearance zone“) bewegte sich innerhalb des empfohlenen Zielbereichs – ein Hinweis auf eine insgesamt physiologisch verträgliche Passform.
Die Studie liefert wertvolle Impulse für die Praxis der Kontaktlinsenanpassung. Sie zeigt, dass insbesondere der Limbusbereich mit der empfindlichen Stammzellnische besondere Aufmerksamkeit verdient. Nachkontrollen sollten gezielt die oberen und unteren Auflagezonen prüfen, um Kompressionen oder Gewebeveränderungen frühzeitig zu erkennen. Tom Luis Platten empfiehlt zudem, in künftigen Studien zu untersuchen, inwiefern asymmetrische Auflageprofile oder lokale Modifikationen die limbusnahe Belastung beeinflussen.
Mit seiner sorgfältig durchgeführten Untersuchung verbindet Tom Luis Platten wissenschaftliche Exzellenz mit unmittelbarem Nutzen für die klinische Praxis. Der prämierte Beitrag unterstreicht, wie praxisnahe Forschung anwendungsorientierte Innovationen in der Kontaktoptik vorantreiben kann – ganz im Sinne des Rolf-Weinschenk-Preises, der herausragende Leistungen im Bereich der Kontaktlinsenanpassung würdigt.
Der Preis wurde von Hecht Contactlinsen GmbH mit 500 Euro dotiert und am Samstag feierlich von Frank Widmer, Hecht Contactlinsen und Esther Adam-Pennewitz, Vereinigung Deutscher Contactlinsen-Spezialisten und Optometristen, übergeben.
VDCO Young
Beim diesjährigen VDCO Studi-Forum stand Teamgeist, Wissen und Spaß im Mittelpunkt. In einer „Optometrie-Olympiade“ traten Studierende aus verschiedenen Hochschulen in gemischten Teams gegeneinander an. Dabei ging es um Fachwissen, Geschicklichkeit und Schnelligkeit – und natürlich um den gemeinsamen Austausch.
Die spielerische Atmosphäre sorgte für viel Motivation und einen tollen Zusammenhalt unter denTeilnehmenden.
Ausblick
Nach dem Erfolg in Osnabrück richtet sich der Blick nun nach vorn: Vom 9. bis 11. Oktober 2026 trifft sich die Branche im Titanic Chaussee Berlin zur SICHT.KONTAKTE2026, um sich fachlich wieder auf den neuesten Stand zu bringen.
Mit neuen Themen, praxisnahen Workshops und inspirierenden Vorträgen begrüßen wir Sie herzlich in Berlin!
Den Termin sollten sich Augenoptiker und Optometristen schon jetzt vormerken.