Leben mit Retinitis pigmentosa: Frühe Hilfe bei Depression kann Zuversicht stärken

Zum Abschluss der Woche der Seelischen Gesundheit 2025 ruft Retina plus e.V. zu mehr Aufmerksamkeit für die seelische Gesundheit auf.

cottonbro studio / pexels
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Die bundesweite Woche der Seelischen Gesundheit 2025 endet am 20. Oktober. Unter dem Motto „Lass Zuversicht wachsen – Psychisch stark in die Zukunft“ stand in den vergangenen Tagen der offene Austausch über seelische Gesundheit und Wege zu mehr innerer Stärke im Mittelpunkt.

Für Menschen mit fortschreitendem Sehverlust oder seltenen Netzhauterkrankungen wie Retinitis pigmentosa (RP) ist die psychische Gesundheit ein besonders wichtiges Thema. Der Verlust der Sehkraft verändert das Leben in vielen Bereichen – im Alltag, im Beruf und im sozialen Umfeld. Angst vor der Zukunft, Unsicherheit und Rückzug können die Folge sein.

Retina plus e.V. setzt sich dafür ein, dass Betroffene Wege finden, mit diesen Herausforderungen umzugehen, Zuversicht zu bewahren und rechtzeitig Hilfe zu suchen.

Augenärztinnen und Augenärzte wichtigste Ansprechpartner

Augenärztinnen und Augenärzte gehören zu den wichtigsten Ansprechpartnern für Patientinnen und Patienten mit Erkrankungen wie RP. Häufig liegt der Fokus auf visuelle Funktion, Erkrankungsverlauf und Therapieoptionen – doch der Blick darf nicht ausschließlich auf die Augen gerichtet bleiben. Aktuelle Daten zeigen, dass Menschen mit RP ein deutlich erhöhtes Risiko für eine depressive Störung haben. Damit rückt psychische Gesundheit zu einem integralen Bestandteil der augenärztlichen Versorgung. 

Typische Warnzeichen sind anhaltende Niedergeschlagenheit, Rückzug oder Antriebslosigkeit, die eine behutsame Ansprache dieses Themas erfordern und gegebenenfalls einen Verweis an Psychotherapie oder psychosoziale Angebote bedeutet. So kann ein entscheidender Beitrag dazu geleistet werden, dass betroffene Menschen frühzeitig Unterstützung erfahren und nicht allein mit psychischen Belastungen bleiben.

 Forschungsergebnis: Erhöhtes Depressionsrisiko bei Retinitis pigmentosa

Eine im Jahr 2024 veröffentlichte südkoreanische Studie in JAMA Ophthalmology zeigt deutlich, dass Menschen mit RP häufiger an Depressionen erkranken als die Allgemeinbevölkerung.

In einer landesweiten Untersuchung von 10.879 Personen mit RP ergaben sich folgende Ergebnisse:

  • Etwa 18 Prozent entwickelten nach der Diagnose eine depressive Störung.
  • Das Risiko war bei Frauen und bei Personen über 40 Jahren besonders hoch.
  • Insgesamt lag das Depressionsrisiko 19 Prozent über dem Durchschnitt der Allgemeinbevölkerung.

Die Forscher betonen, wie wichtig es ist, dass Betroffene frühzeitig emotionale Unterstützung und psychologische Begleitung erhalten – sowohl in der Phase der Diagnose als auch im weiteren Krankheitsverlauf.

Psychische Stärke braucht Gemeinschaft

Retina plus e.V. macht darauf aufmerksam, dass Mental Health und Teilhabe untrennbar miteinander verbunden sind. 

„Sehverlust betrifft nicht nur die Augen, sondern das ganze Leben. Psychische Stärke wächst dort, wo Menschen sich verstanden fühlen und Unterstützung finden.“ – Retina plus e.V.

 In Gesprächsgruppen und persönlichen Kontakten erleben viele Betroffene, dass sich Ängste und Belastungen verringern, wenn sie über ihre Situation sprechen und Strategien gemeinsam entwickeln. Austausch, Verständnis und Gemeinschaft können entscheidend dazu beitragen, psychisch stabil zu bleiben.

„Hilfe zu suchen ist ein Zeichen von Stärke. Je früher eine Depression erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen“, wissen die Akteure von Retina plus e.V..

Zuversicht als gemeinsames Ziel

Zum Abschluss der Woche der Seelischen Gesundheit möchte Retina plus e.V. die psychische Belastungen im Zusammenhang mit Sehverlust sichtbar machen.

Die Erfahrungen zeigen: Offenheit, Information und Zusammenhalt können viel bewirken. Zuversicht wächst dort, wo Betroffene Unterstützung finden und Perspektiven entwickeln.

Mehr zur Aktionswoche unter www.woche-seelische-gesundheit.de