Glaukom-Forschung: Neue DFG-Förderung für Universitäts-Augenklinik Bochum

Die Augenklinik an den Knappschaft Kliniken Universitätsklinikum Bochum erhält eine renommierte Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für ein zukunftsweisendes Projekt zur Glaukomforschung. Unter dem Titel „Entschlüsselung von Inflammaging und Seneszenz in einem neuen multifaktoriellen Glaukommodell“ wird ein innovativer Forschungsansatz verfolgt, der altersbedingte Prozesse wie chronische Entzündungen (Inflammaging) und Zellalterung (Seneszenz) in den Fokus rückt.

Priv.-Doz. Dr. rer. nat. Sabrina Reinehr, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Experimental Eye Research Institute. Bild: Knappschaft Kliniken Universitätsklinikum Bochum
Priv.-Doz. Dr. rer. nat. Sabrina Reinehr, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Experimental Eye Research Institute. Bild: Knappschaft Kliniken Universitätsklinikum Bochum

Das Glaukom zählt weltweit zu den häufigsten Ursachen für eine irreversible Erblindung. Obwohl ein erhöhter Augeninnendruck als klassischer Risikofaktor gilt, deuten neuere Studien darauf hin, dass auch altersbedingte Immunveränderungen wesentlich zur Schädigung der retinalen Ganglienzellen und ihrer Axone beitragen. Diese Zellen sind essenziell für die Weiterleitung visueller Informationen vom Auge zum Gehirn.

Im Rahmen des geförderten Projekts wurde ein interdisziplinäres Forschungsteam um Priv.-Doz. Dr. rer. nat. Sabrina Reinehr, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Experimental Eye Research Institute, ein neuartiges multifaktorielles Tiermodell etabliert, das sowohl immunologische als auch altersabhängige Veränderungen simuliert. Dabei werden genetisch veränderte Mausmodelle mit einem immunogenen Sehnervenantigen behandelt, um Entzündungsreaktionen im Sehnerv gezielt auszulösen. In einem nächsten Schritt wird dieses Modell mit natürlichen Alterungsprozessen kombiniert. Ziel ist es, herauszufinden, wie sich Alterung und chronische Entzündung gegenseitig verstärken und zum fortschreitenden Zellverlust beitragen.

Mittels moderner molekularbiologischer Verfahren – darunter Immunhistochemie, Proteinanalytik (Western Blot, Luminex), mitochondriale Funktionstests sowie Proteomvergleiche – werden alters- und glaukomassoziierte Veränderungen auf zellulärer Ebene systematisch erfasst. Besonderes Augenmerk liegt auf der Frage, ob der Entzündungsbotenstoff Interleukin-1β eine zentrale Rolle spielt – und ob dessen Blockade durch gezielte Injektionen einen schützenden Effekt entfalten kann.

Ziel des Projekts ist es, neue therapeutische Ansatzpunkte zu identifizieren, die über die bisherige Drucksenkung hinausgehen und altersbedingte Prozesse im Glaukom gezielter beeinflussen können. Damit leistet die Bochumer Arbeitsgruppe einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung neuer Therapien für eine Erkrankung, die insbesondere im höheren Lebensalter häufig auftritt – und bislang nicht heilbar ist.

„Gerade für ältere Menschen, bei denen das Glaukom besonders häufig auftritt, eröffnen sich durch diese Forschung neue Perspektiven“, erklärt Dr. Reinehr. „Wir möchten damit innovative Therapien entwickeln, die den Krankheitsverlauf gezielter und schonender beeinflussen.“

Mit dieser DFG-Förderung unterstreichen die Knappschaft Kliniken Universitätsklinikum Bochum erneut ihre führende Rolle in der translationalen Augenforschung an der Schnittstelle zwischen Grundlagenwissenschaft und patientennaher Versorgung.

Quelle: Knappschaft Kliniken Universitätsklinikum Bochum




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