Nanotherapien in der Augenheilkunde – Neues Fachgespräch mit Prof. Dr. Achim Göpferich
Nanotherapien bieten neue Ansätze für die Behandlung schwerer Augenerkrankungen. Prof. Dr. Achim Göpferich, Inhaber des Lehrstuhls für Pharmazeutische Technologie an der Universität Regensburg, gibt Einblicke in sein preisgekröntes Forschungsprojekt zur Frühgeborenenretinopathie und erklärt, welche Chancen und Herausforderungen die Nanotechnologie mit sich bringt.
Auf welche Weise können spezielle Nanopartikel dazu beitragen, Sehschäden bei Frühgeborenen zu verhindern? Mit dieser Fragestellung befasst sich Prof. Dr. Achim Göpferich, Lehrstuhl für Pharmazeutische Technologie der Universität Regensburg. Für seine Forschungsarbeit wurde er 2023 mit dem renommierten, mit 10.000 Euro dotierten PHOENIX Pharmazie Wissenschaftspreis ausgezeichnet.
Das Interview fand im Rahmen des Potsdam Meeting 2024 der Pro Retina – Stiftung zur Verhütung von Blindheit statt.
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Prof. Göpferich erforscht, wie sich mit gezielter Nanotherapie die Erblindung von Frühgeborenen verhindern lässt. Mit jährlich 20.000 erblindeten oder stark sehbehinderten Kindern ist die Frühgeborenenretinopathie die Hauptursache von Erblindung im Kindesalter. Für die Behandlung gibt es derzeit ausschließlich invasive und keine präventiven Therapien, die mit erheblichen Risiken verknüpft sind und deshalb in der Regel nur in Kliniken mit intensivmedizinischen Einrichtungen für Früh- und Neugeborene angewendet werden können. Die Behandlungen umfassen einerseits die Zerstörung von Gewebe in der äußeren Netzhaut durch Kryotherapie oder Laserkoagulation, um in der zweiten Krankheitsphase den Sauerstoffbedarf des Gewebes zu reduzieren, oder andererseits die Injektion von Antikörpern ins Auge, die überschüssig produzierte Wachstumsfaktoren neutralisieren.
Gemeinsam ist all diesen Therapien, dass sie mit hohem technischem Aufwand verknüpft sind und auf stark invasiven Therapiekonzepten beruhen. Sie lassen sich aus diesem Grund nur bei verfügbarer medizinischer Infrastruktur für Frühgeborene anwenden. Damit stehen sie in der Regel nur in hochentwickelten Ländern zur Verfügung. Das erklärt, warum die Frühgeborenenretinopathie hauptsächlich für Entwicklungs- und Schwellenländer ein überragendes Problem mit hohen Fallzahlen darstellt. Darüber hinaus ist keine der oben genannten Therapien für eine präventive Behandlung von Frühgeborenen geeignet.
Mit Cyclosporin A ist zwar ein bekannter und zugelassener Arzneistoff verfügbar, der die krankheitsursächliche unkontrollierte Vermehrung von Blutgefäßen dämpft, allerdings verteilt sich dieser weder nach oraler Einnahme noch nach Injektion in ausreichender Menge in die Netzhaut. „Zur Lösung des Problems haben wir Nanopartikel als Transporter für Cyclosporin A entwickelt“, erklärt Prof. Göpferich.