Optometry & Contact Lenses (OCL): Artikelserie zur Biostatistik in der Augenheilkunde und Optometrie

Die Vereinigung Deutscher Contactlinsen-Spezialisten und Optometristen (VDCO) hat den Start einer umfassenden Artikelserie zur Biostatistik in der Augenheilkunde und Optometrie bekannt gegeben. Der erste Teil dieser Serie wurde kürzlich in der aktuellen Ausgabe der Optometry & Contact Lenses (OCL) veröffentlicht.

Optometry & Contact Lenses (OCL): Artikelserie zur Biostatistik in der Augenheilkunde und Optometrie

Er widmet sich den Grundlagen statistischer Methoden und zielt darauf ab, Wissenschaftlern und Klinikern aus dem Bereich Eye und Vision Care das nötige Rüstzeug zu vermitteln, um Forschungsergebnisse mit der korrekten Methode und angemessenen statistischen Analysen zu interpretieren, um evidenzbasierte Entscheidungen fundiert zu treffen.

Evidenzbasierte Praxis ist ein Eckpfeiler für den Gesamtkomplex „Eye und Vision Care“. Fortschritte in der Diagnostik, Therapie und Versorgung hängen entscheidend von der Qualität klinischer Forschung ab. Der Artikel von Daniela Oehring und Pedro M. Serra zeigt jedoch eindrucksvoll, dass in der ophthalmologischen Forschung erhebliche Defizite bestehen. Häufige methodische Fehler, unzureichende Stichprobengrößen und falsch angewandte statistische Verfahren führen dazu, dass die Aussagekraft von Studien eingeschränkt ist. Schätzungen zufolge könnten bis zu 85 % der weltweiten Gesundheitsforschung ihre Wirkung verfehlen, weil methodische Mängel, das Fehlen systematischer Übersichten und unzureichende Veröffentlichungspraxis zu einer Verschwendung erheblicher finanzieller Ressourcen führen. Dies ist ein alarmierendes Ereignis, auf welches die Studie aufmerksam macht. Auch in der Augenheilkunde beziehen nur rund 22 % der Phase-III-Studien systematische Übersichten als Grundlage mit ein – eine verpasste Chance, auf bestehender Evidenz aufzubauen und Doppelarbeit zu vermeiden.

Praktische Anwendungen statistischer Konzepte in der klinischen Forschung

Oehring und Serra kombinieren in ihrer Arbeit eine umfassende narrative Literaturübersicht mit der Generierung simulierter klinischer Datensätze, um wesentliche statistische Konzepte, häufige Fallstricke und bewährte Praktiken für die Augen- und Sehforschung herauszustellen. Mit realistischen klinischen Messwerten, die Daten wie Pupillendurchmesser, zentrale Hornhautdicke und intraokularen Druck enthalten, werden praktische Anwendungen statistischer Konzepte in der klinischen Forschung illustriert.

In einer detaillierten Einführung werden essenzielle statistische Grundlagen erklärt, darunter die Klassifikation von Datentypen (nominal, ordinal und metrisch) sowie Methoden der Datenaufbereitung. Dabei wird gezeigt, wie fehlende Werte und Ausreißer korrekt behandelt werden können, um Verzerrungen zu vermeiden und die Validität von Studienergebnissen zu erhöhen.

Ein weiteres zentrales Thema des Artikels ist die Prüfung der Datenverteilung. Da viele gängige statistische Tests auf der Annahme einer Normalverteilung basieren, ist es von entscheidender Bedeutung, diese Verteilung vor der Analyse zu überprüfen.

Der Beitrag beschreibt anschaulich verschiedene Verfahren, darunter grafische Methoden wie Histogramme und Quantil-Quantil-Diagramme sowie statistische Tests wie zum Beispiel den Shapiro-Wilk-Test. Darüber hinaus werden Transformationsmethoden vorgestellt, mit denen sich schief verteilte Daten für die Analyse normalisieren lassen.

Praxisnahe Vermittlung des theoretischen Wissens

Ein besonderes Anliegen der Autoren ist die praxisnahe Vermittlung des theoretischen Wissens. Neben den grundlegenden Konzepten der deskriptiven Statistik, wie Mittelwert, Median und Standardabweichung, erläutern sie auch weiterführende Ansätze zur Erkennung und Behandlung von Ausreißern, die in der klinischen Praxis häufig auftreten und die Aussagekraft von Studien erheblich beeinträchtigen können. Ziel ist es, Augenärzten und Optometristen das nötige Wissen an die Hand zu geben, um Studien kritisch zu bewerten, evidenzbasierte Behandlungsentscheidungen zu treffen und letztlich die Patientenversorgung zu verbessern.

Der erste Teil dieser fünfteiligen Serie legt damit den Grundstein für eine bessere statistische Kompetenz in der Augenheilkunde. Die Chefredakteur Wolfgang Cagnolati, Ehrenvorsitzender der VDCO, plant in den kommenden Ausgaben der OCL weitere Artikel zu veröffentlichen, die sich mit fortgeschrittenen statistischen Techniken und deren praktischer Anwendung beschäftigen. Diese Fortsetzung wird sich unter anderem auf Themen wie multivariate Analysen, Regressionsverfahren und Methoden zur Prüfung der Ergebnisstabilität konzentrieren.

Die Artikelserie ist als langfristige Initiative der OCL konzipiert, um der ophthalmologischen und optometrischen Fachwelt ein besseres Verständnis für statistische Verfahren zu ermöglichen und damit die Qualität klinischer Studien nachhaltig zu steigern. Weitere Informationen erhalten Interessierte direkt über die VDCO.

Hier steht das englischsprachige Original des Textes zum Download bereit.