Arztzahlstatistik 2023: Anstellung und Teilzeit weiter im Trend

Die Arztzeit bleibt eine knappe Ressource. Die Zahl an Niedergelassenen ist zwar nach Köpfen gestiegen, jedoch arbeiten immer mehr von ihnen erst einmal in Anstellung oder Teilzeit. Die schlechten Rahmenbedingungen schrecken von einer selbstständigen Tätigkeit in eigener Praxis ab. Das geht aus der aktuellen Arztzahlstatistik der KBV für das Jahr 2023 hervor.

Adobe Stock
Adobe Stock

Danach wählen immer mehr Ärzte und Psychotherapeuten zunehmend flexiblere Arbeitsformen. Im Jahr 2023 waren erstmals mehr als 50.000 in einer Anstellung und erstmals mehr als 60.000 in Teilzeit beschäftigt. Seit 2013 verzeichnet die Teilzeit-Tätigkeit ein Plus von 235 Prozent. Die Anzahl der Anstellungen hat sich in diesem Zeitraum verdoppelt.

Gassen: Angemessene Strukturen statt Gesundheitskioske

„Das Gesundheitswesen ist einer der wenigen Leuchttürme in unserem Land, noch funktioniert es sehr gut“, sagte KBV-Vorstandsvorsitzender Dr. Andreas Gassen und warnte zugleich vor einem durch die Gesundheitspolitik verursachten Niedergang der ambulanten Versorgung. „Wenn der Bundesgesundheitsminister – richtigerweise – davon spricht, die ambulante Versorgung stärken zu wollen, dann muss es darum gehen, die Rahmenbedingungen für die Praxen zu verbessern“, betonte Gassen und stellte klar: „Wir brauchen keine Versorgung light in sogenannten Gesundheitskiosken, sondern angemessene Strukturen für die Haus- und Facharztpraxen.“

Hofmeister: Gefahr des Ausblutens nicht gebannt

Junge Medizinerinnen und Mediziner können sich dem KBV-Vorstandsvize Dr. Stephan Hofmeister zufolge aussuchen, wo und wie sie arbeiten wollen. „Im Prinzip stellt eine Niederlassung eine gute Option dar, um sowohl selbstständig arbeiten zu können als auch Familie und Beruf sinnvoll zu vereinbaren“, betonte er. Dennoch sei die Gefahr eines Ausblutens der ambulanten Versorgung längst nicht gebannt. „Unter den derzeitigen schlechten Rahmenbedingungen – wozu unter anderem überbordende Bürokratie und dysfunktionale Digitalisierung zählen –, dürfte es schwierig sein, selbst mit den kreativsten Förderprogrammen junge Kolleginnen und Kollegen für die Niederlassung zu begeistern.“

Steiner: Verlässlichkeit statt vager Versprechungen

„Verlässlichkeit und gegenseitiges Vertrauen statt vager Versprechungen und mangelnder Wertschätzung“ in der Gesundheitspolitik, forderte KBV-Vorstandsmitglied Dr. Sibylle Steiner. So, wie es jetzt laufe, sei auf Dauer keine ambulante Versorgung in den Praxen mehr möglich. „Ohne politische Verlässlichkeit lässt sich deren Betrieb nur noch unter höchsten persönlichen Anstrengungen aufrechterhalten. Ganz zu schweigen davon, dass – ohne jenes Maß an Verlässlichkeit – kaum noch jemand dazu zu bewegen sein wird, eine ärztliche oder psychotherapeutische Praxis zu übernehmen oder zu gründen“.

Immer mehr Frauen auch unter den Haus- und Augenärzten

In einzelnen Fachgruppen lässt sich im Vergleich zum Vorjahr ein Zuwachs feststellen – so bei Psychotherapeuten (plus 0,4 Prozent), Fachinternisten (plus 1 Prozent) und Hausärzten (plus 0,1 Prozent). Seit 2013 gab es bei den Psychotherapeuten ein Plus von 13,1 Prozent an Kassensitzen. Die Anzahl der Hausärzte nahm erstmals seit 2016 wieder zu. Die Zahl der Augenärzte stieg von 6.564 (2022) auf 6.630 (2023), ein Plus von 1 Prozent.

Der Frauenanteil bei Ärzten und Psychotherapeuten steigt weiterhin kontinuierlich. Erstmals stellten sie auch bei den Hausärzten (50,5 Prozent) und Augenärzten (50,3 Prozent) die Mehrheit. Das Durchschnittsalter der Ärzte und Psychotherapeuten lag wie schon im Vorjahr bei 54,1 Jahren.

Laut Bundesarztregister nahmen im vergangenen Jahr 187.441 Ärzte und Psychotherapeuten an der vertragsärztlichen Versorgung teil. Gegenüber 2022 hat sich die Anzahl von Ärzten und Psychotherapeuten nach Köpfen um 2.143 erhöht – ein Plus von 1,2 Prozent (bei Ärzten plus 0,7 Prozent, bei Psychologischen Psychotherapeuten plus 3,4 Prozent).

Der Trend nach flexiblen Arbeitszeiten und Anstellung schreitet der Statistik zufolge zwar kontinuierlich voran, aber noch ist die überwiegende Mehrheit der Niedergelassenen „klassisch“ in der eigenen Praxis tätig (124.653).