Pegcetacoplan gegen geographische Atrophie: Negatives CHMP-Gutachten

Der Fachausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) bei der Europäischen Arzneimittelagentur EMA hat in seiner jüngsten Sitzung die Ablehnung der Marktzulassung für Pegcetacoplan (SYFOVRE) gegen geographische Atrophie (GA) empfohlen. Der Hersteller, Apellis, kündigte an, dass er gegen die Empfehlung Berufung einlegen wird.

European Medicines Agency in Amsterdam. Foto: Robert Meerding. © European Union, 2020
European Medicines Agency in Amsterdam. Foto: Robert Meerding. © European Union, 2020

SYFOVRE wurde im Februar 2023 von der FDA als erstes Medikament gegen GA zugelassen. Im August 2023 erfolgte dann die Zulassung von Avacincaptad Pegol (IZERVAY / Astellas Pharma). Damit stehen in den USA zwei Medikamente zur Therapie der atrophen AMD zur Verfügung.

Bei beiden Wirkstoffen handelt es sich um Komplement-Inhibitoren. Das Komplementsystem ist ein Teil des angeborenen Immunsystems und gehört wie das Gerinnungssystem zu den enzymatisch katalysierten Proteinkaskadensystemen. Eine übermäßige Aktivierung der Komplementkaskade führt zur Zerstörung gesunder Zellen. Zahlreiche Studien weisen auf eine zentrale Rolle des Komplementsystems in der Ätiologie der AMD hin. Pegcetacoplan ist ein Komplementfaktor C3 Inhibitor, Avacincaptad Pegol wirkt auf den C5 Faktor. Beide Medikamente werden als intravitreale Injektion verabreicht.

Die EMA begründet ihre negative Entscheidung in Bezug auf SYFOVRE so: „Obwohl die Studien zeigten, dass SYFOVRE das Wachstum der geographischen Atrophie-Läsionen verlangsamt, führte dies nicht zu einem klinisch bedeutsamen Nutzen für die Patienten. Es wurde angemerkt, dass sich der Nutzen einer Behandlung auf die alltäglichen Funktionen der Patienten auswirken sollte, was in den Studien nicht nachgewiesen wurde. Was die Sicherheit betrifft, so bergen regelmäßige Injektionen in das Auge ein erhebliches Risiko für unerwünschte Ereignisse, einschließlich der Entwicklung anderer Formen von AMD oder Entzündungen im Auge, die das Sehvermögen weiter verschlechtern könnten. Daher kam die Agentur zu dem Schluss, dass der Nutzen von Syfovre die Risiken nicht überwiegt, und empfahl, die Zulassung zu verweigern.“

Apellis plant, eine erneute Prüfung seines Antrags zu beantragen. „Wir sind sehr enttäuscht über dieses Ergebnis im Namen der Millionen von Europäern mit GA, die derzeit keine Behandlungsmöglichkeiten für diese irreversible Form der Blindheit haben“, sagte Jeffrey Eisele, Ph.D., Chief Development Officer bei Apellis. „Wir planen, umgehend mit der erneuten Prüfung unseres Antrags zu beginnen und die Fragen des CHMP zu beantworten, mit dem Ziel, der GA-Gemeinschaft in Europa diese allererste potenzielle Behandlung zur Verfügung zu stellen.“

„Der Antrag auf Marktzulassung basiert auf den Ergebnissen der Phase-3-Studien OAKS und DERBY nach 24 Monaten, die in The Lancet veröffentlicht wurden. Die Behandlung mit Pegcetacoplan, das sowohl jeden zweiten Monat als auch monatlich verabreicht wird, reduzierte das Wachstum der GA-Läsionen, wobei die Behandlungseffekte im Laufe der Zeit zunahmen, und zeigte ein gut belegtes Sicherheitsprofil. Darüber hinaus konnte Pegcetacoplan in mehreren post-hoc-Analysen der Phase 3, die auf medizinischen Kongressen vorgestellt wurden, die Sehfunktion länger erhalten“, so Apellis in einer Presseinformation.

Der Antrag auf eine Zulassung von IZERVAY wurde im August 2023 bei der EMA eingereicht.

Quellen: EMA / Apellis