Welttag gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten: Unterwegs für die Ärmsten

Mindestens jeder achte Mensch ist weltweit von vernachlässigten Tropenkrankheiten (Neglected Tropical Diseases, kurz NTD) betroffen oder bedroht. Dazu zählt auch das Trachom. Ohne den Einsatz lokaler Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern würden all diese Menschen keine Hilfe bekommen. Darauf weist die Christoffel-Blindenmission (CBM) anlässlich des Welttags gegen Vernachlässigte Tropenkrankheiten am 30. Januar hin. Im Februar gibt es zu diesem Thema auch einen kostenlosen Online-Vortrag.

Esaaya Tikam (l.) untersucht den siebenjährigen Zorobabel, der erfolgreich operiert wurde
Esaaya Tikam (l.) untersucht den siebenjährigen Zorobabel, der erfolgreich operiert wurde

Esaaya Tikam ist einer dieser wichtigen lokalen Mitarbeiter. Ohne den 43-Jährigen würden viele Menschen durch Trachom erblinden. Tikam ist seit 18 Jahren medizinischer Assistent in einem CBM-geförderten Augenzentrum in Kamerun. Er hat jeden Tag alle Hände voll zu tun. Und doch will er keinen anderen Job machen: „Meine Motivation kommt von dem Mitgefühl für die Kranken.“

Weltweit häufigsten infektiösen Erblindungsursache

Das hochansteckende Bakterium Chlamydia Trachomatis ist der Erreger des Trachoms, der weltweit häufigsten infektiösen Ursache für Blindheit. Nach WHO-Angaben ist diese chronisch-follikuläre Konjunktivitis für die Erblindung oder Sehbehinderung von etwa 1,9 Millionen Menschen verantwortlich. Die Übertragung erfolgt meist durch Schmierinfektion – über Hände, Handtücher, Kleidung oder Bettwäsche.

Die Erkrankung verläuft in vier Stadien. 

Nach fünf bis zwölf Tagen Inkubationszeit treten Symptome einer beidseitigen Konjunktivitis mit Fremdkörpergefühl, tränenden Augen und Ausfluss von serösem Sekret auf. 

Im zweiten Stadium zeigen sich an der Bindehaut des Oberlides gelbweißliche, wenig erhabene Lymphfollikel. Durch diese Lymphfollikel wirkt die Oberfläche der Bindehaut des Oberlides rau. Außerdem schwillt das Oberlid an. 

Dann schmelzen die Lymphfollikel ein und platzen. An ihrer Stelle entstehen nun Narben. 

Im vierten Stadium ziehen sich die Narben zusammen, wodurch sie den Rand des Oberlids mitsamt der Wimpern nach innen zum Augapfel ziehen (Trichiasis). Von nun an scheuern die Wimpern an der Hornhaut des Auges – bei jedem Lidschlag und jeder Augenbewegung. Dieses permanente Scheuern ist extrem schmerzhaft und führt zu Verletzungen der Cornea, die sich infizieren und unter Narbenbildung abheilen. Je mehr Narben an der Hornhaut entstehen, desto mehr nimmt die Beeinträchtigung des Sehens zu. Ohne Behandlung erblinden die Betroffenen. 

Mit einfachen Mitteln viel erreichen

Gemeinsam mit seinen Kollegen besucht Tikam neben dem Dienst in der Klinik regelmäßig die abgelegenen Regionen des Landes. Dort klären sie auf, finden Kinder und Erwachsene mit Trachom-Infektionen und behandeln sie. Ihre Patienten kennen oft nicht die Ursachen für ihre Schmerzen und sie ahnen nicht, dass ihnen geholfen werden kann. Tikam aber weiß: „Die Schmerzen und der Sehverlust, die durch das Trachom verursacht werden, können mit einfachen Mitteln vermieden werden.“ Eine Salbe hilft bei leichten Fällen. Und wenn die Infektion fortgeschritten ist, erlöst eine Operation die Menschen von den Schmerzen und verhindert eine Erblindung. Der vierfache Vater und Augenkrankenpfleger hat eine Zusatzausbildung und darf selbst operieren. 

Von einem Kind, das er rechtzeitig behandeln konnte, erzählt der Experte mit strahlenden Augen: „Einer der Fälle, die mich mit Freude erfüllt haben, ist der eines siebenjährigen Jungen namens Zorobabel. Nach seiner Operation wurde er wieder in die Schule aufgenommen und ist der beste Schüler seiner Klasse.“ Das sind die Fälle, für die er lange und arbeitsreiche Tage auf sich nimmt. Und das sind die Geschichten, für die die CBM Augenzentren und die Außeneinsätze unterstützt.

Online-Vortrag „HILFE bis in abgelegene Regionen“

Mehr über Trachom und die Behandlung erfahren Interessierte unter www.cbm.de/trachom-info. Antworten auf die Fragen, was vernachlässigte Tropenkrankheiten sind, wen sie besonders häufig treffen und wie die CBM bei der Bekämpfung hilft, gibt es auch bei einem kostenlosen Online-Vortrag „HILFE bis in abgelegene Regionen“. Am Mittwoch, 28. Februar 2024, um 18.30 Uhr informieren Johan Willems, CBM-Experte für vernachlässigte Tropenkrankheiten, und Sven Aretz, der von seiner Projektreise berichten wird. Kostenlose Anmeldung hier.