Syphilis-assoziierte Uveitis: Steigende Zahlen in den USA

Die Inzidenz der Syphilis nimmt in den USA wie auch in Deutschland zu. Deshalb rät eine neue US-Studie, bei der Untersuchung von Patienten mit intraokularen Entzündungen auch an eine Syphilis-Infektion zu denken.

Kolorierte elektronenmikroskopische Aufnahme von Treponema pallidum, dem Bakterium, das Syphilis verursacht. Bild: National Institute of Allergy and Infectious Diseases
Kolorierte elektronenmikroskopische Aufnahme von Treponema pallidum, dem Bakterium, das Syphilis verursacht. Bild: National Institute of Allergy and Infectious Diseases

Die Zahl der Syphilis-Fälle ist in den USA seit 2001 jedes Jahr weiter gestiegen, wobei seit 2017 ein Anstieg von 74 % zu verzeichnen ist, berichtete Hauptautorin der Studie Rising incidence of syphilitic uveitis–related hospitalizations in the US, Tahreem A. Mir, MD, aus der Abteilung für Augenheilkunde am Vanderbilt University Medical Center in Nashville. In der retrospektiven Querschnittsstudie wurden alle stationären Patienten erfasst, bei denen zwischen 2010 und 2019 die Aufnahmediagnose einer Syphilis, einer Uveitis oder einer Syphilis-assoziierten Uveitis vermerkt war (Nationwide Inpatient Sample).

Dabei wurden die stationären Daten von 444.674 Patienten (Durchschnittsalter 53 Jahre; 54,8 % männlich) analysiert. Während des 10-jährigen Studienzeitraums kam es zu schätzungsweise 5.581 Krankenhauseinweisungen wegen Syphilis-assoziierter Uveitis. Das Durchschnittsalter der Patienten mit Syphilis-assoziierter Uveitis lag bei 45 Jahren, und 4.395 Patienten (78,9 %) waren männlich.

Afroamerikaner waren überproportional häufig betroffen (32 %), obwohl sie nur 13,6 % der Bevölkerung ausmachten, ebenso wie Personen aus dem untersten Quartil des mittleren Haushaltseinkommens (38,8 %).

Die Forscher berichteten, dass die nationale Inzidenz der Syphilis-assoziierten Uveitis bei 0,15/100.000 Einwohnern lag, wobei im Laufe der Jahre ein Anstieg zu verzeichnen war. Die niedrigste Inzidenz wurde im Jahr 2011 (0,08/100.000 Einwohner) und die höchste im Jahr 2019 (0,23/100.000 Einwohner; P = 0,04) festgestellt. Insgesamt 1.293 Patienten (23,2 %) hatten eine AIDS-Komorbidität.

Diese Unterschiede schreiben die Autoren vorrangig Ungleichheiten beim Zugang zu guter sexueller Gesundheitsversorgung bei geringerem Bewusstsein für Safer-Sex-Praktiken zu.

Eine besondere Herausforderung bei der Behandlung der Patienten in den USA stellen Lieferengpässe bei der Standardtherapie, Penicillin G (Benzylpenicillin), dar.

Okuläre Manifestationen einer Syphilis mit Visus-beeinträchtigenden Beschwerdebildern können sich bereits im Sekundärstadium der Erkrankung ereignen. Sie können auch die einzige Manifestation einer Infektion mit dem Bakterium Treponema pallidum sein und andere Erkrankungen des Auges imitieren. Daher sollte bei allen Patienten mit Uveitis, Optikusneuritis, Optikusatrophie, akut aufgetretener Augenmuskelparese beziehungsweise bei ungeklärtem Visusverlust eine Syphilisinfektion ausgeschlossen werden.

Die Syphilis-assoziierte Uveitis gilt als Äquivalent einer Neurosyphilis und kann, wenn sie nicht rechtzeitig und richtig behandelt wird, zu irreversiblem Sehverlust führen. 

Im Jahr 2022 wurden dem Robert-Koch-Institut 8.305 Syphilis-Fälle aus ganz Deutschland gemeldet. Das sind ca. 23 Prozent mehr als im Vorjahr. In Berlin wurde mit 1.521 Fällen die bundesweit höchste Inzidenz registriert. Hohe Fallzahlen finden sich besonders in städtischen Ballungsgebieten und bei Männern, die Sex mit Männern haben.

Quellen: Ophthalmology Times / Ärztezeitung / Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft
Zur Studie: Mir TA, Kim SJ, Fang W, et al. Rising incidence of syphilitic uveitis–related hospitalizations in the US. JAMA Ophthalmol. Published online November 22, 2023