Uveales Melanom: Tebentafusp mit dem Galenus-Preis 2023 ausgezeichnet

Tebentafusp (Kimmtrak®) von Immunocore ist die erste zugelassene Therapieoption mit neuer Wirkungsweise bei inoperablem oder metastasiertem uvealen Melanom. Das Fusionsprotein stellt eine immunologische Synapse zwischen Krebszelle und Immunsystem her, wodurch die Zerstörung der Tumorzelle aktiviert wird. Die Arznei erhielt jetzt den Galenus-Preis in der Kategorie Orphan Drugs.

© Springer Medizin Verlag
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Kimmtrak® (Tebentafusp), die erste spezifische Therapieoption bei uvealem Melanom, wurde jetzt in Berlin mit dem Galenus-von-Pergamon-Preis in der Kategorie Orphan Drugs ausgezeichnet.

Hochinnovativer Wirkmechanismus

Kimmtrak® habe sich vor allem wegen seines „hochinnovativen“ Wirkmechanismus gegen die anderen nominierten Orphan Drugs durchgesetzt, begründete Professor Erland Erdmann, Präsident der Galenus-Jury und ehemaliger Direktor der Medizinischen Klinik III am Herzzentrum der Universität Köln, die Entscheidung der Jury. Bereits nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 14,1 Monaten war die geschätzte mediane Gesamtüberlebenszeit unter Tebentafusp signifikant länger als unter der Vergleichstherapie (21,7 Monate versus 16,0 Monate). 

Moderatorin Yve Fehring, Daniel Ghyssels von Immunocore und Jurypräsident Prof. Erland Erdmann (v.l.n.r.). Bild: © Springer Medizin Verlag 

Das uveale Melanom (Aderhautmelanom) ist die häufigste primäre Augenkrebserkrankung bei Erwachsenen. Sie kommt in Deutschland mit einer Inzidenz von etwa 5/1.000.000 Menschen vor. Bis zu 50 Prozent der Betroffenen entwickeln systemische Metastasen, ihre Lebenserwartung betrug bislang weniger als ein Jahr.

Kimmtrak® wird einmal pro Woche intravenös verabreicht – als Monotherapie zur Behandlung Erwachsener mit inoperablem oder metastasiertem uvealem Melanom, die positiv für humanes Leukozyten-Antigen-A*02:01 sind. Sein Wirkstoff Tebentafusp ist ein bispezifisches Fusionsprotein aus der Gruppe der ImmTACs (immune-mobilising monoclonal T-cell receptors against cancer). Diese neuartigen immunstimulierenden Moleküle bestehen aus einem T-Zell-Rezeptor (TCR), der mit einem T-Zell-bindenden Antikörperfragment verbunden ist.

Der TCR ist die Steuerdomäne, die mit hoher Affinität an ein gp100-Peptid auf der Zelloberfläche von Tumorzellen des uvealen Melanoms (gp100/HLA-A*02:01-Komplex) bindet. Das Antikörperfragment ist die Effektordomäne, die an den CD3-Rezeptor polyklonaler T-Zellen bindet. Dadurch bildet sich eine immunologische Synapse. Diese immunologische Synapse führt zur Aktivierung der gebundenen T-Zellen, und zwar unabhängig von deren ursprünglichen TCR-Spezifität.

Die durch Tebentafusp aktivierten polyklonalen T-Zellen setzen inflammatorische Zytokine und zytolytische Proteine frei. Dies führt zur direkten Lyse der Tumorzellen.

Galenus-von-Pergamon-Preis

Um die pharmakologische Forschung im Dienste der Entwicklung neuer und innovativer Arzneimittel zu fördern, vergibt die Springer Medizin Verlag GmbH seit 1985 den Galenus-von-Pergamon-Preis in Deutschland. Um die Auszeichnung können sich Firmen mit neuen Medikamenten bewerben, deren Zulassung und Markteinführung in Deutschland in der eingereichten Indikation nicht länger als drei Jahre zurückliegen. Über die Zuerkennung des Preises entscheidet eine Jury unabhängiger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Bereichen Medizin bzw. Pharmakologie. Sie berücksichtigt insbesondere die Innovationskraft sowie den Nutzen der Behandlungen für die Patientinnen und Patienten.

Quelle: Springer Medizin Verlag